Die diesjährige Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) und der Österreichischen Gesellschaft für Thoraxchirurgie (OGTC) fand heuer bereits zum achten Mal gemeinsam statt. Unter dem Titel „Lunge im Wandel“ kamen 1.133 Personen zum wissenschaftlichen Austausch in der Bundeshauptstadt Wien zusammen, was gleichzeitig einen neuen Rekord an Teilnehmenden darstellt. Erfreulich war vor allem auch die hohe Anzahl an Studierenden, die ein hochkarätiges und ausgewogenes Programm inklusive Hands-On-Kursen, einem Workshop und zahlreichen Sitzungen erleben durften.

Mit dem Kongressmotto wollte man den rasanten Fortschritten der letzten Jahre in den beiden Fächern Rechnung tragen und die damit verbundenen Chancen und Herausforderungen beleuchten.

Tag 1

Den Auftakt machten am 26. September Hands-On Kurse, ein Format das sich jedes Jahr großer Beliebtheit erfreut. Mit nicht-invasiver Beatmung in der Akut- und Intensivmedizin, Langzeitsauerstoffversorgung und Trainingstherapie wurden dabei praktische Weiterbildungen innerhalb eines sehr breiten Spektrums angeboten.

Die wissenschaftlichen Sitzungen begannen wenig später ebenfalls am Vormittag.
In einem Vortrag zur ambulant erworbenen Pneumonie wurden relevante virale und bakterielle Erreger sowie Immunsupprimierte als besonders vulnerable Risikogruppe behandelt. Exotischer wurde es dann in einem Vortrag zu Pneumonien bei Reiserückkehrer*innen. Parallel wurde die erste englischsprachige Sitzung abgehalten, in der die Patientenbetreuung im häuslichen Umfeld mit Fokus auf neue technische Möglichkeiten zur Optimierung der Patientenbetreuung diskutiert wurden.
In einer weiteren Parallelsitzung wurde auf die Wichtigkeit von Regulierungen bei Nikotinprodukten hingewiesen und den Zuhörenden ein schöner Überblick zum aktuellen Status quo gegeben. Eine Sitzung zur high-Risk Idiopathischen Lungenfibrose (IPF) mit besonderem Fokus auf Lungentransplantation als Therapieoption rundete den ersten hochkarätigen Vormittag ab.

Angeknüpft wurde am Nachmittag mit vier weiteren Parallelsitzungen. Unter dem Titel „Allergie im Wandel der Zeit“ wurden altbewährte und neuere Diagnostikmethoden gegenübergestellt und für die Zuhörer*nnen eingereiht. Anschließend gab es einen brandaktuellen Vortrag zum vieldiskutierten Thema der sublingualen Immuntherapie (SLIT).
In der Sitzung zur Pneumologischen Rehabilitation wurden die wichtigsten Eckpfeiler ambulanter und stationärer Reha-Möglichkeiten diskutiert. Ein Blick fiel aber auch auf die Zeit nach der Pandemie und die damit verbundenen Herausforderungen gerade auch im Bereich der Rehabilitation.
In der Vortragsreihe zum Wandel in der personengerichteten Medizin machten drei exzellente Rednerinnen auf Genderbias in der Patientenbetreuung, den Stellenwert von Frauen in der interventionellen Bronchoskopie und Besonderheiten bei der Betreuung von Frauen mit Lungenkrebs aufmerksam. In einem Tumorboard, moderiert von Maximilian Hochmair, wurden fallbasiert weitere aktuelle Themen aus der Pneumo-Onkologie diskutiert.

Im Anschluss an die ersten Sitzungen kam es im festlichen Zeremoniensaal der Hofburg zur Eröffnungszeremonie. Nach Grußworten des Präsidenten der ÖGP Bernd Lamprecht und des Präsidenten der OGTC Florian Tomaselli raubte uns der Extremsportler und Apnoe-Taucher Christian Redl den Atem, als er die Anwesenden nach der Demonstration von Atemtechniken zum simultanen Luftanhalten aufforderte, während sie sich das Video eines Apnoe-Tauch-Weltrekords ansahen.
Als krönender Abschluss des ersten Tages präsentierten junge Kolleg*innen traditionell ihre spannenden „Fälle des Jahres“ vor großem Publikum, wobei die besten drei Fälle prämiert wurden.

Am Abend genossen die zum Presidential Dinner geladenen Gäste den Ausblick über Wien im K47. Zu sehen waren dabei auch die unzähligen Läufer*innen des Vienna Night Run, unter die sich auch einige der Kongressteilnehmer*innen mischten.

Tag 2

Der 27. September begann unter anderem mit einer internationalen Sitzung zu „Hot Topics“ im Bereich der interstitiellen Lungenerkrankungen. In einer Sitzung zur Hospital Acquired Pneumonia (HAP) beleuchteten führende Leitlinienverantwortliche die neue Leitlinie zur nosokomialen Pneumonie. International wurde auch die Sitzung zur Früherkennung von Lungenerkrankungen mit Fokus auf bildgebende Verfahren geführt.
Auch einige Perlen aus der interventionellen Pneumologie wurden heuer wieder in der dafür vorgesehenen, altbewährten Sitzung präsentiert. Gefolgt von einem Update zur S3-DACH-Leitlinie zur Nachsorge von Erwachsenen nach Lungentransplantation.

In der Georg Salzer Sitzung der OGTC wurden drei aktuelle Themen aus dem Bereich der Thoraxchirurgie beleuchtet. Neun weitere international gehaltene Vorträge folgten in den „freien Vorträgen der OGTC“.
Parallel dazu gaben hochrangige Vortragende einen Überblick über state-of-the-art COPD-Therapie. Diskutiert wurde auch die Rolle der Biologika und die prognostische Relevanz von Exazerbationen. In weiteren Sessions erhielt das Publikum einen schönen Überblick über aktuelle Entwicklungen in der Pädiatrie und in der Intensivmedizin. In einer Session zur Gendermedizin wurde ein weiterer Blickwinkel auf die Relevanz von genderspezifischen Unterschieden dargelegt.

Nach dem Mittagsbuffet in der Hofburg ging es in einer interdisziplinären Sitzung zum Thema Robotik in der Bronchoskopie und Chirurgie um die neuesten technischen Fortschritte und Möglichkeiten. Dass auch die Tumortherapie einen steten Wandel mit neuen Therapieoptionen erlebt, stellte eine Sitzung zu aktuellen zielgerichteten Therapie unter Beweis. Mit der Erfolgsgeschichte der CFTR-Modulatoren ist der Wandel der Zeit auch bei der zystischen Fibrose ein allzu passendes Rahmenthema für ein aktuelles Update gewesen. Interessante nichtmedikamentöse Ansätze wurden rund um das Thema Schlaftherapie, Beatmung und das Behandeln von Atemnot geboten.
In weiterer Folge präsentierten wieder zahlreiche Wissenschafter*innen ihre Poster im Rahmen der Posterbegehung. Die sechs besten Poster wurden später im Rahmen der oralen Posterpräsentationen vorgestellt und honoriert.

Der inhaltlich sehr ansprechende Tag setzte sich fort mit einer Zeitreise durch die Asthma-Therapie, interdisziplinären Sitzungen zum Thema Pleura-Empyem und neuen Perspektiven in der interventionellen Pneumologie sowie einer Session zu NME im klinischen Alltag. Den wissenschaftlichen Tagesausklang bildeten Sitzungen zur Schlafapnoe und deren Behandlungsoptionen, dem international besetzten 7. Welt-Symposium für Pulmonale Hypertonie, Vorträgen rund um das Thema ARDS im Jahre 2024 und einem Streifzug durch Aktuelles für alle Gesundheitsberufe.

Abends fanden im Museum für Angewandte Kunst beim diesjährigen Gesellschaftsabend weitere Begegnungen statt. Highlights waren der Auftritt der Rollstuhltänzerin Eva-Maria Nussdorfer, die den diesjährigen ÖGP Patient Charity Care Award gewann, die traditionelle AtemLOS-Tombola, aber auch der Besuch die Ausstellung „Wien im 19. Jahrhundert“. Wer dann noch Energie hatte, tanzte zur musikalischen Untermalung des Live-DJs.

Tag 3

Auch am 28. September war trotz des gelungenen Gesellschaftsabends das Programm am Morgen bestens besucht. In einem interdisziplinären Workshop, der großen Anklang fand, gab es die Möglichkeit sich auch praktische Fertigkeiten anzueignen.
Interdisziplinär und interaktiv wurde es im Emphysem-Board, bei dem chirurgische und konservative Therapiemöglichkeiten diskutiert wurden. Auch unter dem Sitzungstitel „ILD: Pneumologie und Friends“ kamen Expert*innen verschiedener Fachrichtungen zur Diskussion pneumologischer, radiologischer, rheumatologischer und pathologischer Standpunkte zusammen. Betont wurde dabei vor allem die Wichtigkeit der Zusammenarbeit.
Im Nachbarsaal diskutierten deutsche und österreichische Top-Expert*innen unter dem Vorsitz von Kongresspräsident Bernd Lamprecht die Kernthemen Asthma und COPD.
In einer anschließenden ebenfalls hochkarätigen internationalen Sitzung zum Thema „COPD im Jahr 2024“ wurden die wichtigsten Neuerungen in der COPD-Therapie veranschaulicht.
Weitere Themen in den Morgensitzungen waren Rehabilitation und Perlen der Pädiatrie mit spannenden Fallberichten.
Am Vormittag fand ein sehr gut besetztes interdisziplinäres Lungentransplant-Board statt. Parallel dazu wurden Updates zur Lungenembolie und zum Thema Mykobakterien gegeben.

Schließlich wurde das wissenschaftliche Programm mit Sitzungen zum allergischen Asthma, einem Update zu den wichtigsten Themen der Thoraxonkologie und einem weiteren mit interdisziplinären Expert*innen besetzten Board, diesmal zum Thema ILD, beendet.

Zwischen den wissenschaftlichen Sessions trafen sich die ÖGP Expert*innengruppen, die Austrian Lung Cancer Group (ALCG) und die Task Force Frauen@Pneumologie, um aktuelle Projekte und neue Ideen zu diskutieren.

Vorträge versäumt?

Alle Vorträge aus Zeremonien- und Rittersaal wurden aufgezeichnet. Sie stehen Kongressteilnehmenden auf der Website der ÖGP zum Nachschauen zur Verfügung.

Fotos

Alle Fotos finden Sie in der Fotogalerie

Ausblick

Werbung dürfen wir an dieser Stelle in eigener Sache für die nächste Jahrestagung machen, die von 16. bis 18. Oktober 2025 in Linz stattfinden wird!
Wir freuen uns auf zahlreiche Teilnehmende und einen gelungenen Kongress!

Autor: Matthias Neuböck