Weltnichtrauchertag 31. Mai

Tabakkonsum hat auch erhebliche ökologische Auswirkungen

Österreichs Lungenfachärzt*innen weisen darauf hin, dass neuesten Studien[1] zufolge E-Zigaretten keine sinnvolle Option für den Rauchausstieg darstellen: Im Gegenteil, die Nikotinsucht kann dadurch sogar verstärkt werden. Darüber hinaus enthalten E-Zigaretten und erhitzte Tabakprodukte eine Vielzahl von giftigen Substanzen und Teer in vergleichbaren Mengen wie herkömmliche Zigaretten. Diese Alternativen sind also ebenfalls gesundheitsschädigend und stellen – wie eine Analyse einer Vielzahl von Studien belegt – keinen effektiven Weg dar, um das Rauchen aufzugeben.

Viele Raucher*innen versuchen, sich mit Hilfe der E-Zigarette das Rauchen abzugewöhnen. Entgegen der oftmals getätigten Behauptung, dass die E-Zigarette eine effektive Möglichkeit darstelle, vom Glimmstängel loszukommen, zeigt nun eine Metaanalyse, also eine Zusammenfassung einer Reihe von Studien, dass dies definitiv keine sinnvolle Option darstellt. „Weder ist ein positiver Effekt auf die Nikotinabstinenz feststellbar, auch sind die freigesetzten Inhaltsstoffe alles andere als unproblematisch“, so Prim. Assoz.-Prof. Priv.-Doz. Christopher Lambers, Ordensklinikum Linz Elisabethinen, und Leiter des Arbeitskreises Umwelt-Arbeitsmedizin-Tabakrestriktion.

Die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie ÖGP, Fachgesellschaft der heimischen Lungenfachärzt*innen, warnt daher anlässlich des Weltnichtrauchertages am 31. Mai vor dem „Umstieg“ auf die E-Zigarette, in der Hoffnung, auf diesem Weg mit dem Rauchen aufhören zu können.

Warum sind E-Zigaretten und erhitzte Tabakprodukte eigentlich keine Alternative?

E-Zigaretten und ETP´s (erhitzte Tabakprodukte) verbrennen zwar keinen Tabak, erhitzen und verdampfen aber bei Temperaturen um 350°C Tabak oder „Liquid“. Zumeist enthalten diese Nikotin und dieses kann den „Dampfer“ natürlich genauso süchtig machen wie den „Raucher“.

Auch zur Rauchentwöhnung ist dies wenig geeignet, da die Sucht weiter bedient wird. Lambers: „Anstatt, dass der Körper von Nikotin entwöhnt und entgiftet wird, erhält er weiterhin Nikotin zugeführt. Während eine Nikotinersatztherapie durch Nikotinpflaster und Nikotinkaugummis als Übergangslösung gedacht ist, ist eine nikotinhaltige E-Zigarette oder ETP vom Hersteller zur Daueranwendung über Jahre und Jahrzehnte konzipiert und intendiert, was angesichts der vielen negativen Auswirkungen von Nikotin auf das Herz-Kreislauf-System genauso schädlich ist wie herkömmliche Zigaretten.“ Zusätzlich sind erhitzte Tabakprodukte mit einer höheren Abhängigkeit assoziiert, weshalb das Risiko besteht, dass Raucher eher zu „erhitzten Tabakprodukten“ wechseln als das Rauchen aufzugeben.

Auch wenn, wie immer wieder vor allem Industrie-nahen Vereinigungen angeführt, E-Zigaretten vielleicht potenziell weniger schädlich als herkömmliche Zigaretten sind, fehlen dazu die Langzeit-Daten. Obendrein enthält das Liquid, selbst wenn es nikotinfrei ist, eine Reihe von gefährlichen Trägersubstanzen und Aromastoffen. Während der Einsatz bzw. Zusatz von Inhaltsstoffen bei herkömmlichen Zigaretten streng geregelt ist, ist das bei E-Zigaretten und ETP´s nicht der Fall. Wirkungen und Nebenwirkungen, die sich durch das Einatmen von Aromastoffen auf die Atemwege ergeben, sind weitgehend unbekannt. Lambers: „Daher muss zusammenfassend gesagt werden, dass alle erhitzten Tabakprodukte sowohl abhängig machen als auch grundlegend karzinogen für den Menschen sind. Dies gilt auch für E-Zigaretten. Daher sollte die Diskussion nicht über neue Produkte gehen, sondern das wichtigste Ziel sollte weiterhin sein, das Rauchen im Allgemeinen zu reduzieren bzw. jeden zu unterstützen, ganz damit aufzuhören.“

Junge Generation im Fokus – E-Zigarette als verlockende „Einstiegsdroge“

Prim. Christopher Lambers appelliert daher: „Wir müssen alles Erdenkliche unternehmen, damit die jüngere Generation gar nicht erst zu rauchen anfängt. Eine sogenannte ‚smoke-free-Generation‘ wäre das Ziel! Denn es hat sich immer wieder gezeigt, dass Kinder und Jugendliche sehr anfällig für Nikotinabhängigkeit sind, die sich auf ihre Gehirnentwicklung auswirkt. – Selbst bei jenen, die nur selten rauchen. Außerdem besteht bei jungen Menschen, die nikotinabhängig werden, ein größeres Risiko, dass sie lebenslange Tabakkonsumenten werden[2].“ Vor diesem Hintergrund wurden Bedenken geäußert, dass die Verwendung von nikotinhaltigen Flüssigkeiten in E-Zigaretten und E-Shishas sogar ein Einstieg in den Konsum herkömmlicher Zigaretten sein könnte[3]. Denn: E-Zigaretten und E-Shishas richten sich mit ihren fruchtigen und exotischen Aromen wie Erdbeere, Apfel oder Kokos vor allem an ein junges Publikum. Und Jugendliche finden sie sehr attraktiv. 

Tabak – eine Gefahr für die Umwelt

Lambers thematisiert einen ganz wesentlichen, oft nicht beachteten Aspekt im Zusammenhang mit Tabakkonsum – nämlich den ökologischen Fußabdruck. Denn die Tatsache, wie sehr Tabakanbau, Produktion und Abfall ein Gesundheitsrisiko für unseren Planeten darstellen, ja zum Klimawandel beitragen, ist den wenigsten bewusst.

Lambers: „Global wird immer mehr geraucht, weltweit werden mehr als 3 Trillionen Zigaretten jährlich produziert. Was man kaum bedenkt: Tabakanbau, Herstellung und Vertrieb der Zigaretten sowie der Abfall, die Zigarettenstummel, machen den Ökosystemen der Erde massiv zu schaffen.“

Beginnend beim Tabakanbau, bei dem enorme Mengen an Ressourcen, vor allem an Wasser benötigt werden, entstehen durch Transport und Verarbeitung hohe C02-Emissionen. Somit trägt Rauchen maßgeblich zum Klimawandel bei. Und zu schlechter Letzt verursachen Zigarettenstummel, die Schwermetalle und viele andere Giftstoffe enthalten, enorme Mengen an Müll und stellen durch ihre Toxizität, wenn sie achtlos weggeworfen werden, eine enorme Belastung für die Umwelt dar. Wer raucht, hinterlässt also auch einen massiven negativen ökologischen Fußabdruck.

Lambers: „Gerade den umweltbewussten Jugendlichen der „Fridays for Future-Generation“ sollte man bewusst machen, welche enorme Auswirkungen das Rauchen global auf unsere Umwelt hat. Und wenn schon nicht die Sorge um die eigene (Lungen-)Gesundheit bzw. jene der Mitmenschen, Stichwort Passivrauch, eine ausreichende Motivation darstellt, so könnte doch vielleicht dem Umweltschutz zuliebe auf den blauen Dunst verzichtet werden“.

Kontakt

Prim. Assoc.-Prof. Dr. Christopher Lambers
Ordensklinikum Linz Elisabethinen
Tel.: +43-73276764210
E-Mail: christopher.lambers@ordensklinikum.at

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[1] https://err.ersjournals.com/content/31/163/210215

[2] Ferkol TW, Farber HJ,La Grutta S, et al. Electronic cigarette use in youths: a position statement of the Forum of International Respiratory Societies. Eur Respir J 2018; 51: 1800278. doi:10.1183/13993003.00278-2018

[3] Bals R, Boyd J, Esposito S, et al.

Electronic cigarettes: a task force report from the European Respiratory Society. Eur Respir J 2019; 53: 1801151. doi:10.1183/13993003.01151-2018