„Lunge am Limit“ – Das war die ÖGP|OGTC Jahrestagung 2023

Die Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) und der Österreichischen Gesellschaft für Thoraxchirurgie (OGTC) fand heuer von 23. bis 25. Oktober in Graz statt. Es war eine besondere Freude, dass 970 Teilnehmer*innen sich ein zweites Mal nach den Online-Jahrestagungen wieder persönlich getroffen haben. Der Fokus der 47. ÖGP|OGTC Jahrestagung war „Lunge am Limit“, ein Thema, dessen Wichtigkeit wir besonders hervorheben wollen. Somit wurden in mehreren Sitzungen interdisziplinäre Aspekte der Lungenheilkunde beleuchtet. Sonst fanden sich selbstverständlich die wichtigsten Themen der Pneumologie und Thoraxchirurgie im Programm wieder. In nur drei Tagen gab es 42 Sitzungen, 3 Hands-On Kurse und einen interprofessionellen Workshop. Wir sind besonders stolz, dass Professor Carlos Cordeiro, der Past Präsident der ERS, unsere Einladung angenommen hat.

ÖGP|OGTC Mentorship Programm

Das ÖGP|OGTC Mentorship Programm wurde dieses Jahr fortgeführt, um die Erfahrung und den Wissensgewinn im Rahmen der Tagung für Ärzt*innen in Ausbildung und Studierende weiter zu vertiefen. So wurde der Kongressbesuch von regelmäßigen Treffen mit den Mentor*innen (ausgewählten Expert*innen verschiedener Themengebiete) umrahmt, in denen die Sitzungen reflektiert und Fragen thematisiert wurden. Neben fachlichen Diskussionen bot das Mentorship Programm ebenso die Möglichkeit, sich mit anderen jungen Kolleg*innen auszutauschen und Perspektiven zur Spezialisierung in verschiedenen Fachgebieten von erfahreneren Expert*innen zu hören. Das Mentorship Programm war für alle Studierenden und Ärzt*innen in Ausbildung kostenfrei und für Mentees wurde keine Registrierungsgebühr verrechnet.

Tag 1

Am 23. Oktober ist die Jahrestagung mit drei parallel geführten Hands-on-Kursen gestartet. Die Teilnehmer*innen konnten ihre Erkenntnisse in den Bereichen Atemmuskelkraft, Spiroergometrie bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sowie Rechstherzechokardiographie erweitern. Neben den Vorträgen gab es die Möglichkeit, praktische Übungen durchzuführen sowie anhand von Fallbeispielen die neuesten Erkenntnisse aus den jeweiligen Fachbereichen zu diskutieren. Im Laufe des Vormittags gab es noch vier Parallelsitzungen. Die Zuhörer*innen der Sitzung „ILD: New, Rare and Hot“ haben die neuesten Daten zu interstiellen Lungenerkrankungen erfahren. In einer weiteren Sitzung wurde Allergologie und Alltag diskutiert. Eine sehr praxisrelevante Sitzung hat sich mit den Neuigkeiten aus dem Bereich der Lungenfunktionsdiagnostik beschäftigt. Die Mechanismen und Pathophysiologie der zentralen Schlafapnoe sowie kontroverse Studiendaten und schöne Fallbeispiele rundeten die diesjährige Schlafapnoe-Sitzung ab. Nach der Mittagspause wurde die COPD als eine der wichtigsten Erkrankungen, die Pneumolog*innen in der täglichen Praxis beschäftigen, diskutiert. Hier wurde ein Update über GOLD 2023 präsentiert und umfassend diskutiert. Dank der neu gegründete Arbeitsgruppe Frauen@Pneumologie wurden geschlechtsspezifische Herausforderungen im Fokus gestellt. Die Expert*innengruppe Pädiatrische Pneumologie organisierte eine Sitzung, in der neben den Herausforderungen mit Frühgeborenen auch die Sk2 Leitlinie zur pädiatrischen ambulant erworbenen Pneumonie diskutiert wurde.

Die Eröffnungszeremonie begann mit den Grußworten des Präsidenten der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie, Gabor Kovacs, gefolgt von den Grußworten des Präsidenten der Österreichischen Gesellschaft für Thoraxchirurgie, György Lang. Im Rahmen der Eröffnung der Jahrestagung hat Christoph Strasser, mehrmaliger Sieger der „Race Across America“, einen Vortrag gehalten wobei er gezeigt hat wie weit kann man die Grenzen des Menschlichen Körpers ausdehnen. Ein weiteres Highlight des Tages war die Sitzung „Fall des Jahres“, in der die interessantesten Fälle der österreichischen Krankenhäuser präsentiert wurden. Mittels digitaler Abstimmung über die Kongressapp wurden anschließend die drei besten Fälle prämiert. Eine Besonderheit war dass am ersten Tag zeigte sich der höchsten Präsenz bei der Eröffnung und den Sessions seit Erhebung der Teilnehmerzahlen.

Tag 2

Der 24. Oktober fing mit dem Symposium schweres Asthma an, parallel dazu lief die Vortragsreihe über die Kryobiopsien. Zusätzlich wurde ein Update über COVID-19, RSV und Influenza gegeben und das Thema Rehabilitation diskutiert. Seitens der OGTC wurde die Georg Salzer Session mit insgesamt vier Vorträgen veranstaltet.

Pulmonale Pilzinfektionen, obstruktive Atemwegserkrankungen in der Akutmedizin, Bronchoskopie in der Pädiatrie sowie Fälle aus der pädiatrischen Pneumologie waren die folgenden Themen, die dargestellt wurden. Expert*innen aus den Fachdisziplinen Rheumatologie, Pathologie, Pneumologie, Radiologie und Thoraxchirurgie haben interessante Fälle im ILD-Board diskutiert und aufgeschlüsselt. Seitens der OGTC wurden insgesamt zwölf freie Vorträge gehalten in einer Sitzung, wo thoraxchirurgische Zentren aus Österreich eigene neue Forschungsergebnisse zeigen konnten. In der Mittagspause fanden zahlreiche Sitzungen der ÖGP-Expert*innengruppen statt. Am Nachmittag wurden mehrere interdisziplinäre Sitzungen über ILD, Lungentransplantation sowie Infektionen durch Mykobakterien gestaltet. Die individualisierten Therapieansätze obstruktiver Lungenerkrankungen wie COPD und Asthma wurden in zwei Sitzungen diskutiert. Interdisziplinarität fand sich wieder bei den Vorträgen über die Lungenvolumsreduktion. Die besten sechs Poster (drei aus dem klinischen Bereich, drei aus der Grundlagenforschung) wurden durch eine internationale Jury bewertet. Die Postersitzungen wurden dieses Jahr wieder in einem sehr innovativen papierlosen Format durchgeführt, mit dem hauptsächlich die neuesten Daten aus den österreichischen pneumologischen Zentren gezeigt wurden. Anschließend trennten sich die Pneumolog*innen von den Thoraxchirug*innen für die jeweilige Generalversammlung der beiden Gesellschaften.

Statt einem konventionellen Galadinner wurde dieses Jahr ein neues Format mit mehr Bewegung, mehr Möglichkeit zum Austausch und weniger steifem Protokoll für den Gesellschaftsabend ausprobiert. Neben der Verkostung verschiedener kulinarischer Köstlichkeiten wurden die Preise der ÖGP und OGTC verliehen. Danach wurde die Tanzfläche geöffnet und der Abend fand einen gemütlichen Ausklang.

Tag 3

In den Morgenstunden des 25. Oktober sind insgesamt fünf Sitzungen parallel gelaufen. Im Laufe des Tages hatte Interdisziplinarität wieder eine große Rolle bei den wissenschaftlichen Vorträgen. Seitens der Kinderpneumolog*innen wurde die Behandlung der zystischen Fibrose für ein breites Publikum dargestellt. Interessante Vorträge seitens der onkologisch tätigen Kolleg*innen begeisterten das Publikum mit Neuigkeiten über die wichtigsten Mutationen im nichtkleinzelligen Bronchuskarzinom. Die diagnostische und therapeutische Rolle der Bronchoskopie beim Bronchialkarzinom wurde im Rahmen einer interessanten Sitzung diskutiert, wo auch neue Methoden vorgestellt wurden. Im Rahmen des interdisziplinären Tumorboards haben Expert*innen aus Radiologie, Thoraxchirurgie, Pathologie, Thoraxonkologie und Strahlentherapie ausgewählte Fälle mit Lungenkarzinom diskutiert und die Komplexität der onkologischen Behandlung dargestellt. Der traditionelle interprofessionelle Workshop über die Thoraxdrainagen mit Pneumolog*innen, Pfleger*innen und Thoraxchirurg*innen hat neuerlich viele Teilnehmende begeistert.
Das Hauptthema des Kongresses hat sich bei der Sitzung „Lungengefäße am Limit“ widergespiegelt. Schwieriges und prolongiertes Weaning vom Respirator, Post-COVID/Long-COVID ergänzten die Reihe der Sitzungen.

Dank des spannenden Programms wurden auf der diesjährigen Jahrestagung sowohl die wichtigsten Fragen des klinischen Alltags als auch die Themen der modernen wissenschaftlichen Entwicklung diskutiert.

Ohne freiwillige Teilnahme der Vortragenden und ohne die großartige Unterstützung der Firma Mondial sowie unserer Sponsoren wäre die Jahrestagung nicht so ein großer Erfolg gewesen. Vielen Dank an alle, die beigetragen haben.

Vorträge versäumt?
Ausgewählte Sitzungen der Jahrestagung finden sich für Angemeldete in der Vortragsbibliothek zum Nachhören.

Ausblick
Die 48. ÖGP|OGTC Jahrestagung findet von 26. bis 28.9.2024 in Wien statt. Wir freuen uns über eine neuerliche rege Teilnahme!

Autor: Vasile Foris