Welt-COPD-Tag 15. November

Anlässlich des bevorstehenden Welt-COPD-Tages am 15. November weist die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie, ÖGP, auf die Gefährlichkeit von Herz-Kreislauferkrankungen als Begleiterkrankungen der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD hin. In Zukunft wird daher bei der Diagnose COPD vermehrt auch auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu achten sein.

COPD ist die dritthäufigste Todesursache weltweit. Sehr häufig gehen mit COPD Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) einher, die auch eine wichtige Rolle für den weiteren Verlauf der Erkrankung spielen. Es gibt Hinweise darauf, dass solche Komorbiditäten das Risiko für Exazerbationen, also plötzliche, dramatische Verschlechterungen des Gesundheitszustandes und infolgedessen das Sterberisiko von COPD-Patient*innen, erhöhen.

Im Rahmen der ÖGP-Jahrestagung (23.- bis 25. Oktober) wurden Studien zu dieser Thematik vorgestellt und diskutiert.

Kardiovaskuläre Erkrankungen – die häufigsten Komorbiditäten der COPD

„Bereits 2018 konnte in einer großen klinischen Studie mit knapp ca. 20.000 COPD-Patient*innen gezeigt werden, dass kardiovaskuläre Erkrankungen die häufigsten Komorbiditäten der COPD darstellen“, betont Prim. Priv.-Doz. Dr. Christopher Lambers, Leiter der Expert*innengruppe COPD – Nikotin/Tabak – Arbeit/Umwelt der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie.

Insbesondere zeigte sich in dieser Studie[1], dass Patient*innen ohne CVD-Vorgeschichte (ohne bestehender Herz-Kreislauf-Erkrankung; englisch: CVD = Cardiovascular Disease) mit der Diagnose COPD ein deutlich höheres Risiko haben, auch CVD-Symptome zu entwickeln. Dazu zählen unter anderem Erkrankung der Herzkranzgefäße (ischämische Herzerkrankung), periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK, auch „Schaufensterkrankheit“ genannt), die sich durch schmerzhafte Durchblutungsstörungen der Extremitäten äußert, weiters TIA (= transischämische Attacke – als Vorbote eines Schlaganfalls bezeichneter Zustand), Schlaganfall und Herzinsuffizienz.

„Zudem zeigte sich, das CVD eine der führenden Todesursachen bei Patientinnen und Patienten mit einer milden oder moderaten COPD ist“, warnt Lambers, der die Pneumologie des Ordensklinikum Linz GmbH Elisabethinen leitet.

Große kanadische Studie belegt Erkenntnisse

Um ein genaueres Wissen darüber zu erlangen, ob und wie COPD und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammenhängen, wurde eine große kanadische Studie[2] durchgeführt und heuer im Sommer veröffentlicht. In dieser retrospektiven Kohortenstudie wurden Daten aus der Gesundheitsverwaltung, elektronischen Krankenakten, Medikamenten- und Labordaten und anderen Daten aus ganz Ontario, Kanada, ausgewertet. Beobachtet wurden dabei Personen ohne CVD-Vorgeschichte mit und ohne COPD zwischen 2008 und 2016.[3]

Lungenexperte Lambers: „Es zeigte sich wieder, dass COPD-Patientinnen und -Patienten ein deutlich erhöhtes kardiovaskuläres Risiko hatten und auch eine deutlich erhöhte Sterblichkeit aufweisen. Auch weitere Studien zeigten, dass bei Patient*innen mit eingeschränkter Lungenfunktion, die an COPD oder auch nur an einer Vorstufe von COPD leiden, eindeutig ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen gegeben ist.“

Interdisziplinäre Zusammenarbeit von Pneumologie und Kardiologie

Lambers abschließend: „Aufgrund der neuen Erkenntnisse sollten wir bei COPD-Patient*innen immer auch das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse genau im Augen haben. Diese Patient*innen haben eine rund 25 % höhere Wahrscheinlichkeit, ein schwerwiegendes Herz-Kreislauf-Ereignis zu erleiden. Dies ist laut der kanadischen Studie vergleichbar mit der Rate bei Menschen mit Diabetes. Daher wird eine intensive kardiovaskuläre Primärprävention bei COPD-Patienten angeraten sein. Wesentlich ist daher, dass diese Erkenntnisse auch in den Risikoklassifizierung der Kardiolog*innen Aufnahme finden. Daher ist ein Brückenschlag von Pneumologie und Kardiologie im Sinne der bestmöglichen Patient*innen-Versorgung von großer Bedeutung.“

Über COPD

COPD ist nicht gleich COPD. Unter chronisch obstruktiver Lungenerkrankung, so die deutsche Bezeichnung für COPD (chronic obstructive pulmonary disease), versteht man verschiedene Krankheitsausprägungen, die mit einer Verengung (Obstruktion) der Atemwege und/oder einer nicht rückbildungsfähigen Überblähung der Lunge (Lungenemphysem) einhergehen. Ausgangspunkt ist stets eine chronische Entzündung der Bronchien. Bei COPD reagiert die Lunge mit überschießenden Entzündungsreaktionen, die zu einer irreversiblen Schädigung der Lungenstruktur und im Endeffekt zur Zerstörung der Lunge führen.

Prinzipiell gibt es zwei Hauptformen: COPD mit chronischer Bronchitis, also einer entzündlichen Verengung der Bronchien, und COPD mit einem Lungenemphysem, also mit einer Überblähung der Lunge, bei der die Atemluft nicht mehr zur Gänze abgeatmet und weniger Frischluft eingeatmet werden kann. In beiden Fällen sind Husten und Atemnot die Leitsymptome. Oft treten beiden Formen gemeinsam auf.

[1] ARCTIC-Study- Ställberg B. ERJ, 2018

[2] Maclagan LC, ERJ Aug 2023

[3] Von ∼5,8 Millionen Erwachsenen im Alter von ⩾40 Jahren ohne nachgewiesene CVD in Ontario am 1. Januar 2008 waren 152 125 (2,6 %) an COPD erkrankt. Personen mit COPD waren älter als jene ohne COPD (Median 68 versus 53 Jahre).

Kontakt

Prim. Priv.-Doz. Dr. Christopher Lambers

Ordensklinikum Linz Elisabethinen
Tel.: +43-73276764210
E-Mail: christopher.lambers@ordensklinikum.at

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